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- Der Prediger.
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- \1\
- Nichtigkeit alles Irdischen.
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- $1$ Worte des Predigers, des Sohnes Davids, des Königs in
- Jerusalem. $2$ Nichtigkeit der Nichtigkeiten! - spricht der
- Prediger; Nichtigkeit der Nichtigkeiten, alles ist Nichtigkeit!
- $3$ Welchen Gewinn hat der Mensch von all seinem Mühen, mit
- dem er sich abmüht unter der Sonne? $4$ Eine Generation kommt,
- und eine Generation geht; aber die Erde besteht in Ewigkeit.
- $5$ Und die Sonne geht auf, und die Sonne geht [unter], und
- sie strebt ihrem Ort zu, wo sie [wieder] aufgeht. $6$ Der Wind
- geht nach Süden und wendet sich nach Norden. Immer wieder sich
- wendend geht er [dahin], und zu seinem Ausgangspunkt kehrt der
- Wind zurück. $7$ Alle Flüsse gehen ins Meer, und das Meer wird
- nicht voll. An den Ort, wohin die Flüsse gehen, dorthin gehen
- sie [immer] wieder. $8$ Alle Worte mühen sich ab. Nichts
- vermag ein Mensch zu sagen. Das Auge wird nicht satt zu sehen
- und das Ohr nicht voll vom Hören. $9$ Das, was war, ist das,
- was [wieder] sein wird. Und das, was getan wurde, ist das, was
- [wieder] getan wird. Und es gibt gar nichts Neues unter der
- Sonne. $10$ Gibt es ein Ding, von dem einer sagt: `Siehe, das
- ist neu? Längst ist es gewesen für die Zeitalter, die vor uns
- gewesen sind. $11$ Da gibt es keine Erinnerung an die
- Früheren. Und an die Künftigen, die sein werden, auch an sie
- wird man sich nicht mehr erinnern bei denen, die [noch] später
- sein werden. Nichtigkeit des Strebens nach Weisheit und
- Erkenntnis $12$ Ich, [der] Prediger, war König über Israel in
- Jerusalem. $13$ Und ich richtete mein Herz darauf, in Weisheit
- alles zu erforschen und zu erkunden, was unter dem Himmel getan
- wird. Ein übles Geschäft hat Gott [da] den Menschenkindern
- gegeben, sich darin abzumühen. $14$ Ich sah all die Taten, die
- unter der Sonne getan werden, und siehe, alles ist Nichtigkeit
- und ein Haschen nach Wind. $15$ Gekrümmtes kann nicht gerade
- werden, und Fehlendes kann nicht gezählt werden. $16$ Ich
- sprach in meinem Herzen und sagte: Ich [nun], siehe, ich habe
- [die] Weisheit vergröβert und vermehrt, mehr als jeder, der vor
- mir über Jerusalem war, und mein Herz hat in Fülle Weisheit und
- Erkenntnis geschaut. $17$ Auch richtete ich mein Herz darauf,
- Weisheit zu erkennen und Erkenntnis von Tollheit und Torheit [zu
- haben]. [Doch] erkannte ich, daβ auch das [nur] ein Haschen nach
- Wind ist. $18$ Denn wo viel Weisheit ist, ist viel Verdruβ,
- und wer Erkenntnis mehrt, mehrt Kummer.
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- Nichtigkeit des Vergnügens und der Arbeit.
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- $1$ Ich sprach in meinem Herzen: Wohlan denn, versuch es mit
- der Freude und genieβe das Gute! Aber siehe, auch das ist
- Nichtigkeit. $2$ Zum Lachen sprach ich: Unsinnig ist es! - und
- zur Freude: Was schafft die? $3$ Ich beschloβ in meinem
- Herzen, meinen Leib durch Wein zu laben, während mein Herz sich
- mit Weisheit beschäftigte, und die Torheit zu ergreifen, bis ich
- sähe, was den Menschenkindern zu tun gut wäre unter dem Himmel,
- die Zahl ihrer Lebenstage. $4$ Ich unternahm groβe Werke: Ich
- baute mir Häuser, ich pflanzte mir Weinberge. $5$ Ich machte
- mir Gärten und Parks und pflanzte darin die unterschiedlichsten
- Fruchtbäume. $6$ Ich machte mir Wasserteiche, um daraus den
- aufsprieβenden Wald von Bäumen zu bewässern. $7$ Ich kaufte
- Knechte und Mägde und hatte Hausgeborene. Auch hatte ich
- gröβeren Besitz an Rindern und Schafen als alle, die vor mir in
- Jerusalem waren. $8$ Ich sammelte mir auch Silber und Gold und
- Schätze von Königen und Ländern. Ich beschaffte mir Sänger und
- Sängerinnen und die Vergnügungen der Menschenkinder: Frau und
- Frauen. $9$ Und ich wurde gröβer und reicher als alle, die vor
- mir in Jerusalem waren. Dazu verblieb mir meine Weisheit. $10$
- Und alles, was meine Augen begehrten, entzog ich ihnen nicht.
- Ich versagte meinem Herzen keine Freude, denn mein Herz hatte
- Freude von all meiner Mühe, und das war mein Teil von all meiner
- Mühe. $11$ Und ich wandte mich hin zu all meinen Werken, die
- meine Hände gemacht, und zu der Mühe, mit der ich mich abgemüht
- hatte. Und siehe, das alles war Nichtigkeit und ein Haschen nach
- Wind. Also gibt es keinen Gewinn unter der Sonne. Bemühen um
- Weisheit ist nichtig wie um Torheit $12$ Und ich wandte mich,
- um Weisheit und Tollheit und Torheit zu betrachten. Denn was
- [wird] der Mensch [tun], der nach dem König kommen wird? Das,
- was man schon längst getan hat. $13$ Und ich sah, daβ die
- Weisheit [den gleichen] Vorzug vor der Torheit hat wie das Licht
- vor der Finsternis. $14$ Der Weise hat seine Augen in seinem
- Kopf, der Tor aber geht in der Finsternis. Doch erkannte ich
- auch, daβ ein [und dasselbe] Geschick sie alle trifft. $15$
- Und ich sprach in meinem Herzen: Gleich dem Geschick des Toren
- wird es auch mich treffen. Wozu bin ich dann so überaus weise
- gewesen? Und ich sprach in meinem Herzen, daβ auch das
- Nichtigkeit ist. $16$ Denn es gibt keine bleibende Erinnerung
- an den Weisen, so wenig wie an den Toren, weil in den kommenden
- Tagen alles längst vergessen sein wird. Und wie stirbt der Weise
- gleich dem Toren hin! $17$ Da haβte ich das Leben, denn das
- Tun, das unter der Sonne getan wird, war mir zuwider. Denn alles
- ist Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind. - $18$ Und ich
- haβte all mein Mühen, mit dem ich mich abmühte unter der Sonne.
- Ich muβ es [ja] doch dem Menschen hinterlassen, der nach mir
- sein wird. $19$ Und wer weiβ, ob der weise oder töricht sein
- wird? Und doch wird er Macht haben über all mein Mühen, mit dem
- ich mich abgemüht habe und worin ich weise gewesen bin unter der
- Sonne. Auch das ist Nichtigkeit. $20$ Da wandte ich mich, mein
- Herz der Verzweiflung zu überlassen, wegen all dem Mühen, mit
- dem ich mich abgemüht hatte unter der Sonne. $21$ Denn da ist
- ein Mensch, dessen Mühen in Weisheit und in Erkenntnis und in
- Tüchtigkeit [geschieht]; und doch muβ er sie einem Menschen als
- sein Teil abgeben, der sich nicht darum gemüht hat. Auch das ist
- Nichtigkeit und ein groβes Übel. $22$ Denn was bleibt dem
- Menschen von all seinem Mühen und vom Streben seines Herzens,
- womit er sich abmüht unter der Sonne? $23$ Denn all seine Tage
- sind Leiden, und Verdruβ ist sein Geschäft; selbst nachts findet
- sein Herz keine Ruhe. Auch das ist Nichtigkeit. $24$ Es gibt
- nichts Besseres für den Menschen, als daβ er iβt und trinkt und
- seine Seele Gutes sehen läβt bei seinem Mühen. Auch das sah ich,
- daβ dies alles aus der Hand Gottes [kommt]. $25$ Denn: `Wer
- kann essen und wer kann fröhlich sein ohne mich? $26$ Denn dem
- Menschen, der vor ihm wohlgefällig ist, gibt er Weisheit und
- Erkenntnis und Freude. Dem Sünder aber gibt er das Geschäft
- einzusammeln und aufzuhäufen, um es dem abzugeben, der vor Gott
- wohlgefällig ist. Auch das ist Nichtigkeit und ein Haschen nach
- Wind.
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- Wechselhaftigkeit menschlichen Lebens - Zufriedenheit durch
- Gottesfurcht.
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- $1$ Für alles gibt es eine [bestimmte] Stunde. Und für jedes
- Vorhaben unter dem Himmel [gibt es] eine Zeit: $2$ Zeit fürs
- Gebären und Zeit fürs Sterben, Zeit fürs Pflanzen und Zeit fürs
- Ausreiβen des Gepflanzten, $3$ Zeit fürs Töten und Zeit fürs
- Heilen, Zeit fürs Abbrechen und Zeit fürs Bauen, $4$ Zeit fürs
- Weinen und Zeit fürs Lachen, Zeit fürs Klagen und Zeit fürs
- Tanzen, $5$ Zeit fürs Steinewerfen und Zeit fürs
- Steinesammeln, Zeit fürs Umarmen und Zeit fürs sich Fernhalten
- vom Umarmen, $6$ Zeit fürs Suchen und Zeit fürs Verlieren,
- Zeit fürs Aufbewahren und Zeit fürs Wegwerfen, $7$ Zeit fürs
- Zerreiβen und Zeit fürs Zusammennähen, Zeit fürs Schweigen und
- Zeit fürs Reden, $8$ Zeit fürs Lieben und Zeit fürs Hassen,
- Zeit für Krieg und Zeit für Frieden. $9$ Welchen Gewinn hat
- also der Schaffende bei dem, womit er sich abmüht? $10$ Ich
- habe das Geschäft gesehen, das Gott den Menschenkindern gegeben
- hat, sich darin abzumühen. $11$ Alles hat er schön gemacht zu
- seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt, nur
- daβ der Mensch das Werk nicht ergründet, das Gott getan hat, vom
- Anfang bis zum Ende. $12$ Ich erkannte, daβ es nichts Besseres
- bei ihnen gibt, als sich zu freuen und sich in seinem Leben
- gütlich zu tun. $13$ Aber auch, daβ jeder Mensch iβt und
- trinkt und Gutes sieht bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe
- Gottes. $14$ Ich erkannte, daβ alles, was Gott tut, für ewig
- sein wird. Es ist ihm nichts hinzuzufügen und nichts davon
- wegzunehmen. Und Gott hat es [so] gemacht, damit man sich vor
- ihm fürchtet. $15$ Was da ist, war längst, und was sein wird,
- ist längst gewesen; und Gott sucht das Entschwundene [wieder]
- hervor. Rätselhaftigkeit des menschlichen Geschicks $16$ Und
- ferner sah ich unter der Sonne: An dem Ort des Rechts, dort war
- die Ungerechtigkeit, und an dem Ort der Gerechtigkeit, dort war
- die Ungerechtigkeit. $17$ Ich sprach in meinem Herzen: Gott
- wird den Gerechten und den Ungerechten richten, denn es gibt
- eine Zeit dort für jedes Vorhaben und für jedes Werk. $18$ Ich
- sprach in meinem Herzen: Der Menschenkinder wegen ist es [so],
- daβ Gott sie prüft und damit sie sehen, daβ sie nichts anderes
- als Vieh sind. $19$ Denn das Geschick der Menschenkinder und
- das Geschick des Viehs - sie haben ja ein [und dasselbe]
- Geschick - [ist dies]: wie diese sterben, so stirbt jenes, und
- einen Odem haben sie alle. Und einen Vorzug des Menschen vor dem
- Vieh gibt es nicht, denn alles ist Nichtigkeit. $20$ Alles
- geht an einen Ort. Alles ist aus dem Staub geworden, und alles
- kehrt zum Staub zurück. $21$ Wer kennt den Odem der
- Menschenkinder, ob er nach oben steigt, und den Odem des Viehs,
- ob er nach unten zur Erde hinabfährt? $22$ Und ich sah, daβ es
- nichts Besseres gibt, als daβ der Mensch sich freut an seinen
- Werken; denn das ist sein Teil. Denn wer wird ihn dahin bringen,
- hineinzusehen in das, was nach ihm sein wird?
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- Sinnlosigkeit des Lebens durch Unterdrückung, Eifersucht und
- Einsamkeit.
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- $1$ Und ich wandte mich und sah all die Unterdrückungen, die
- unter der Sonne geschehen. Und siehe, [da waren] Tränen der
- Unterdrückten, und sie hatten keinen Tröster. Und von der Hand
- ihrer Unterdrücker ging Gewalttat aus, und sie hatten keinen
- Tröster. $2$ Da pries ich die Toten, die längst gestorben
- sind, mehr als die Lebenden, die jetzt noch leben. $3$ Und
- glücklicher als sie beide [pries ich] den, der noch nicht
- gewesen ist, der das böse Tun nicht gesehen hat, das unter der
- Sonne geschieht. $4$ Und ich sah all das Mühen und alle
- Tüchtigkeit [bei] der Arbeit, daβ es Eifersucht des einen gegen
- den anderen ist. Auch das ist Nichtigkeit und ein Haschen nach
- Wind. - $5$ Der Tor legt seine Hände ineinander und verzehrt
- sein eigenes Fleisch. - $6$ Besser eine Hand voll Ruhe als
- beide Fäuste voll Mühe und Haschen nach Wind. $7$ Und ich
- wandte mich und sah Nichtigkeit unter der Sonne: $8$ Da ist
- einer [allein] und kein zweiter [bei ihm], auch hat er weder
- Sohn noch Bruder, und für all sein Mühen gibt es kein Ende, auch
- werden seine Augen am Reichtum nicht satt. Für wen mühe ich mich
- also und lasse meine Seele Gutes entbehren? Auch das ist
- Nichtigkeit und ein übles Geschäft. $9$ Zwei sind besser daran
- als ein einzelner, weil sie einen guten Lohn für ihre Mühe
- haben. $10$ Denn wenn sie fallen, so richtet der eine seinen
- Gefährten auf. Wehe aber dem einzelnen, der fällt, ohne daβ ein
- zweiter da ist, ihn aufzurichten! $11$ Auch wenn zwei
- [beieinander] liegen, so wird ihnen warm. Dem einzelnen aber,
- wie soll ihm warm werden? $12$ Und wenn einer den einzelnen
- überwältigt, so werden [doch] die zwei ihm widerstehen; und eine
- dreifache Schnur wird nicht so schnell zerrissen. Nichtigkeit
- der Volksgunst $13$ Besser ein Junge, arm aber weise, als ein
- König, alt aber töricht, der [es] nicht versteht, sich warnen zu
- lassen. $14$ Ja, aus dem Gefängnis geht er hervor, um König zu
- werden, obwohl er als Armer unter der Königsherrschaft jenes
- [Königs] geboren wurde. $15$ Ich sah alle Lebenden, die unter
- der Sonne leben, mit dem Jungen, dem zweiten, der an jenes
- Stelle treten sollte: $16$ endlos das ganze Volk, alle die,
- die er führte. [Doch] auch über ihn werden sich die Späteren
- nicht freuen. Denn auch das ist Nichtigkeit und ein Haschen nach
- Wind. Warnung vor Ehrfurchtslosigkeit gegenüber Gott $17$
- Bewahre deinen Fuβ, wenn du zum Haus Gottes gehst! Und:
- Herantreten, um zu hören, ist besser, als wenn die Toren
- Schlachtopfer geben; denn sie sind Unwissende, so daβ sie Böses
- tun. -
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- $1$ Sei nicht vorschnell mit deinem Mund, und dein Herz eile
- nicht, ein Wort vor Gott hervorzubringen! Denn Gott ist im
- Himmel, und du bist auf der Erde; darum seien deine Worte
- wenige. $2$ Denn bei viel Geschäftigkeit kommt der Traum und
- bei vielen Worten törichte Rede. - $3$ Wenn du Gott ein
- Gelübde ablegst, zögere nicht, es zu erfüllen! Denn er hat kein
- Gefallen an den Toren. Was du gelobst, erfülle! $4$ Besser,
- daβ du nicht gelobst, als daβ du gelobst und nicht erfüllst.
- $5$ Gestatte deinem Mund nicht, daβ er dein Fleisch in Sünde
- bringt! Und sprich nicht vor dem Boten [Gottes]: Es war ein
- Versehen! Wozu soll Gott über deine Stimme zürnen und das Werk
- deiner Hände verderben? $6$ Denn bei vielen Träumen und
- Nichtigkeiten sind auch viele Worte. So fürchte Gott!
- Nichtigkeit des Reichtums - Rat zu einfacher Lebensführung $7$
- Wenn du Unterdrückung des Armen und Raub von Recht und
- Gerechtigkeit im Land siehst, wundere dich nicht über die Sache,
- denn ein Hoher wacht über dem [anderen] Hohen, und Hohe über
- ihnen [beiden]. $8$ Doch ein Gewinn für das Land ist bei
- alldem [dies]: Ein König, [der] für das bebaute Feld [sorgt].
- $9$ Wer Geld liebt, wird des Geldes nicht satt, und wer den
- Reichtum liebt, nicht des Ertrages. Auch das ist Nichtigkeit. -
- $10$ Wenn das Gut sich mehrt, so mehren sich die, die davon
- zehren. Und welchen Nutzen hat sein Besitzer, als daβ seine
- Augen es ansehen? - $11$ Süβ ist der Schlaf des Arbeiters, ob
- er wenig oder viel iβt; aber der Überfluβ des Reichen läβt ihn
- nicht schlafen. - $12$ Es gibt ein schlimmes Übel, das ich
- unter der Sonne gesehen habe: Reichtum, der von seinem Besitzer
- zu seinem Unglück aufbewahrt wird. $13$ Und geht solcher
- Reichtum durch ein unglückliches Ereignis verloren und hat er
- einen Sohn gezeugt, so ist gar nichts in dessen Hand. $14$ Wie
- er aus dem Leib seiner Mutter hervorgekommen ist, nackt wird er
- wieder hingehen, wie er gekommen ist, und für seine Mühe wird er
- nicht das Geringste davontragen, das er in seiner Hand mitnehmen
- könnte. $15$ Und auch dies ist ein schlimmes Übel: Ganz wie er
- gekommen ist, wird er hingehen. Und was für einen Gewinn hat er
- davon, daβ er für den Wind sich müht? $16$ Auch iβt er all
- seine Tage in Finsternis und hat viel Verdruβ und Krankheit und
- Zorn. $17$ Siehe, was ich als gut, was ich als schön ersehen
- habe: Daβ einer iβt und trinkt und Gutes sieht bei all seiner
- Mühe, mit der er sich abmüht unter der Sonne, die Zahl seiner
- Lebenstage, die Gott ihm gegeben hat; denn das ist sein Teil.
- $18$ Auch jeder Mensch, dem Gott Reichtum und Güter gegeben
- und den er ermächtigt hat, davon zu genieβen und sein Teil zu
- nehmen und sich bei seiner Mühe zu freuen, - das ist eine Gabe
- Gottes. $19$ Denn er denkt nicht viel an die Tage seines
- Lebens, weil Gott ihn mit der Freude seines Herzens beschäftigt.
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- Nichtigkeit von Reichtum und Ehre.
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- $1$ Es gibt ein Übel, das ich unter der Sonne gesehen habe,
- und schwer [lastet] es auf dem Menschen: $2$ Ein Mensch, dem
- Gott Reichtum und Güter und Ehre gibt, und seiner Seele fehlt
- nichts von allem, was er wünschen mag; aber Gott ermächtigt ihn
- nicht, davon zu genieβen, sondern ein fremder Mann genieβt es.
- Das ist Nichtigkeit und ein schlimmes Übel. - $3$ Wenn ein
- Mann hundert [Kinder] zeugte und viele Jahre lebte, daβ die Tage
- seiner Jahre viele wären, aber seine Seele sich nicht am Guten
- sättigte, und ihm auch kein Begräbnis [zuteil] würde, [von dem]
- sage ich: Eine Fehlgeburt ist besser daran als er. $4$ Denn in
- Nichtigkeit kommt sie, und in Finsternis geht sie dahin, und mit
- Finsternis wird ihr Name bedeckt; $5$ auch hat sie die Sonne
- nicht gesehen und nicht gekannt. Diese hat mehr Ruhe als jener.
- $6$ Und wenn er auch zweimal tausend Jahre gelebt, aber Gutes
- nicht gesehen hätte, - geht nicht alles an einen Ort? $7$
- Alles Mühen des Menschen ist für seinen Mund, und doch wird
- seine Begierde nicht gestillt. $8$ Denn was für einen Vorzug
- hat der Weise vor dem Toren? Was [nützt es] dem Demütigen, der
- es versteht, vor den Lebenden [recht] zu wandeln? $9$ Besser
- das Sehen mit den Augen als das Umherschweifen der Begierde!
- Auch das ist Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind. $10$ Was
- geschieht, [schon] längst ist sein Name genannt, und bekannt
- ist, was ein Mensch sein wird. Darum kann er nicht mit dem
- rechten, der stärker ist als er. $11$ Denn da sind viele
- Worte, die die Nichtigkeit [nur] gröβer machen. - Welchen Nutzen
- hat der Mensch davon? $12$ Denn wer erkennt, was für den
- Menschen im Leben gut ist, die Zahl der Tage seines nichtigen
- Lebens, die er wie ein Schatten verbringt? Denn wer kann dem
- Menschen mitteilen, was nach ihm sein wird unter der Sonne?
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- \7\
- Mahnung zur Anerkennung göttlicher Führungen, zu einem guten
- Mittelweg und zu echter Weisheit.
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- $1$ Besser ein [guter] Name als gutes Salböl und der Tag des
- Todes als der Tag, da einer geboren wird. $2$ Besser, ins Haus
- der Trauer zu gehen, als ins Haus des Gastmahls zu gehen; denn
- jenes ist das Ende aller Menschen, und der Lebende nimmt es sich
- zu Herzen. - $3$ Besser Verdruβ als Lachen; denn bei traurigem
- Gesicht ist das Herz in rechter Verfassung. - $4$ Das Herz der
- Weisen ist im Haus der Trauer, das Herz der Toren aber im Haus
- der Freude. $5$ Besser, das Schelten des Weisen zu hören, als
- daβ einer das Singen der Toren hört. $6$ Denn wie das Prasseln
- der Dornen unter dem Kochtopf so das Lachen des Toren. Auch das
- ist Nichtigkeit. $7$ Ja, unrechter Gewinn macht den Weisen zum
- Toren, und das Bestechungsgeschenk richtet das Herz zugrunde.
- $8$ Besser das Ende einer Sache als ihr Anfang, besser
- langmütig als hochmütig. $9$ Sei nicht vorschnell in deinem
- Geist zum Zorn, denn der Zorn ruht im Busen der Toren. $10$
- Sage nicht: Wie kommt es, daβ die früheren Tage besser waren als
- diese? Denn nicht aus Weisheit fragst du danach. $11$ Gut ist
- Weisheit [zusammen] mit Erbbesitz und ein Vorteil für die, die
- die Sonne sehen. $12$ Denn im Schatten der Weisheit [ist es
- wie] im Schatten des Geldes; aber der Gewinn der Erkenntnis ist
- der: Die Weisheit erhält ihren Besitzer am Leben. $13$ Sieh
- das Werk Gottes an! Ja, wer kann gerade machen, was er gekrümmt
- hat? $14$ Am Tag des Glücks sei guter Dinge! Und am Tag des
- Unglücks bedenke: Auch diesen hat Gott ebenso wie jenen gemacht;
- gerade deshalb, weil der Mensch gar nichts herausfinden kann
- [von dem], was nach ihm ist. $15$ Das alles habe ich gesehen
- in den Tagen meiner Nichtigkeit! Da ist ein Gerechter, der bei
- seiner Gerechtigkeit umkommt, und da ist ein Ungerechter, der
- bei seiner Bosheit [seine Tage] verlängert. $16$ Sei nicht
- allzu gerecht und gebärde dich nicht übermäβig weise! Wozu
- willst du dich zugrunde richten? $17$ Sei nicht allzu
- ungerecht und sei kein Tor! Wozu willst du sterben, ehe deine
- Zeit da ist? $18$ Es ist gut, daβ du an diesem festhältst und
- auch von jenem deine Hand nicht läβt, denn der Gottesfürchtige
- entgeht dem allen. $19$ Die Weisheit hilft den Weisen mehr als
- zehn Machthaber, die in der Stadt sind. $20$ Denn kein Mensch
- auf Erden ist [so] gerecht, daβ er [nur] Gutes täte und niemals
- sündigte. $21$ Auch richte dein Herz nicht auf all die Worte,
- die man redet, damit du nicht hörst, wie dein Knecht dich
- verflucht; $22$ denn auch viele Male - dein Herz weiβ es -
- hast auch du andere verflucht. $23$ Das alles habe ich in
- Weisheit geprüft. Ich sprach: Ich will weise werden, aber sie
- blieb fern von mir. $24$ Fern ist, was da ist, und tief, tief!
- Wer kann es ergründen? $25$ Ich wandte mich, und mein Herz
- [ging] darauf [aus], Weisheit und ein richtiges Urteil zu
- erkennen und zu erkunden und zu suchen und Ungerechtigkeit als
- Torheit und die Narrheit als Tollheit zu erkennen. $26$ Und
- ich fand bitterer als den Tod die Frau, die Netzen gleich ist
- und deren Herz Fangstricke, deren Hände Fesseln sind. Wer Gott
- wohlgefällig ist, wird ihr entrinnen, der Sünder aber wird durch
- sie gefangen. $27$ Siehe, dies fand ich, spricht der Prediger,
- [indem ich] eins zum anderen [fügte], um ein richtiges Urteil zu
- finden: $28$ Was meine Seele fortwährend suchte und ich nicht
- fand: Einen Mann fand ich aus Tausenden, aber eine Frau unter
- diesen allen fand ich nicht. $29$ Allein, siehe, dies habe ich
- gefunden: Gott hat den Menschen aufrichtig gemacht; sie aber
- suchten viele Künste.
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- \8\
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- $1$ Wer ist wie der Weise, und wer versteht die Deutung der
- Dinge? Die Weisheit des Menschen läβt sein Gesicht leuchten, und
- die Härte seines Gesichts verändert sich. Verhalten zur
- Obrigkeit $2$ Ich [sage]: Dem Befehl des Königs gehorche, und
- [zwar] wegen des Eides Gottes! $3$ Übereile dich nicht, von
- ihm wegzugehen, laβ dich nicht auf eine böse Sache ein! Er tut
- ja doch alles, was er will. $4$ Denn des Königs Wort ist
- mächtig, und wer will zu ihm sagen: Was tust du [da]? $5$ Wer
- das Gebot hält, weiβ um keine böse Sache, und das Herz eines
- Weisen kennt [die richtige] Zeit und das rechte [Verhalten].
- $6$ Denn für jede Sache gibt es [die richtige] Zeit und das
- rechte [Verhalten]. Denn das Unglück des Menschen [lastet]
- schwer auf ihm, $7$ denn er weiβ nicht, was werden wird; denn
- wer sollte ihm mitteilen, wie es werden wird? $8$ Kein Mensch
- hat Gewalt über den Wind, den Wind zurückzuhalten, und niemand
- hat Gewalt über den Tag des Todes. Auch gibt es keine Entlassung
- im Krieg, und die Ungeduldigkeit rettet nicht ihren Herrn. $9$
- Das alles sah ich und richtete mein Herz auf alles Tun, das
- unter der Sonne getan wird, zur Zeit, da der Mensch über den
- Menschen Gewalt hat zu seinem Unglück. Unbegreifliches gleiches
- Ergehen der Gerechten und Gottlosen - Gleiches Los für alle
- $10$ Und so sah ich Ungerechte, die begraben wurden und [zur
- Ruhe] eingingen. Die aber das Rechte getan hatten, [muβten] von
- der heiligen Stätte wegziehen und wurden in der Stadt vergessen.
- Auch das ist Nichtigkeit. $11$ Weil der Urteilsspruch über die
- böse Tat nicht schnell vollzogen wird, darum ist das Herz der
- Menschenkinder davon erfüllt, Böses zu tun, $12$ denn ein
- Sünder tut hundertmal Böses und verlängert [doch seine Tage].
- Aber ich habe auch erkannt, daβ es den Gottesfürchtigen gutgehen
- wird, die sich vor seinem Angesicht fürchten. $13$ Doch nicht
- gutgehen wird es dem Ungerechten, und er wird, dem Schatten
- gleich, seine Tage nicht verlängern, weil er sich vor dem
- Angesicht Gottes nicht fürchtet. $14$ Es gibt etwas Nichtiges,
- das auf Erden geschieht: Da sind Gerechte, denen es nach dem Tun
- der Ungerechten ergeht, und da sind Ungerechte, denen es nach
- dem Tun der Gerechten ergeht. Ich sagte: Auch das ist
- Nichtigkeit. $15$ Und ich pries die Freude, weil es für den
- Menschen nichts Besseres unter der Sonne gibt, als zu essen und
- zu trinken und sich zu freuen. Und dies wird ihn begleiten bei
- seinem Mühen die Tage seines Lebens hindurch, die Gott ihm unter
- der Sonne gegeben hat. $16$ Als ich mein Herz darauf richtete,
- Weisheit zu erkennen und das Treiben zu besehen, das auf Erden
- geschieht, - denn weder bei Tag noch bei Nacht sieht man Schlaf
- mit seinen Augen - $17$ da sah ich am Ganzen des Werkes
- Gottes, daβ der Mensch das Werk nicht ergründen kann, das unter
- der Sonne geschieht. Wie [sehr] der Mensch sich auch abmüht, es
- zu erforschen, so ergründet er es nicht. Und selbst wenn der
- Weise behauptet, es zu erkennen, er kann es doch nicht
- ergründen.
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- \9\
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- $1$ Denn das alles habe ich mir zu Herzen genommen, und zwar
- um dies alles zu prüfen: Daβ die Gerechten und die Weisen und
- ihre Taten in der Hand Gottes sind. Sei es Liebe, sei es Haβ,
- nichts [davon] erkennt der Mensch. Alles [beides] liegt vor
- ihrer Zeit, $2$ alles [beides] - wie bei allen [Menschen]. Ein
- Geschick ist für den Gerechten und für den Ungerechten
- [bestimmt], für den Guten und den Reinen und den Unreinen und
- für den, der opfert, und den, der nicht opfert; wie der Gute so
- der Sünder, der, der schwört, wie der, der den Eid scheut. $3$
- Das ist ein Übel in allem, was unter der Sonne geschieht, daβ
- einerlei Geschick allen zuteil wird. Auch ist das Herz der
- Menschenkinder voll Bosheit, und Irrsinn ist in ihrem Herzen
- während ihres Lebens; und danach [geht es] zu den Toten. $4$
- Ja, wer noch all den Lebenden zugesellt ist, [für den] gibt es
- Hoffnung. Denn selbst ein lebendiger Hund ist besser [daran] als
- ein toter Löwe! $5$ Denn die Lebenden wissen, daβ sie sterben
- werden, die Toten aber wissen gar nichts, und sie haben keinen
- Lohn mehr, denn ihr Andenken ist vergessen. $6$ Auch ihr
- Lieben, auch ihr Hassen, auch ihr Eifern ist längst
- verlorengegangen. Und sie haben ewig keinen Anteil mehr an
- allem, was unter der Sonne geschieht. Freude am Leben bei
- Ohnmacht gegenüber der Zeit $7$ Geh hin, iβ dein Brot mit
- Freude und trink deinen Wein mit frohem Herzen! Denn längst hat
- Gott Wohlgefallen an deinem Tun. $8$ Deine Kleider seien weiβ
- zu jeder Zeit, und das Salböl fehle nicht auf deinem Haupt.
- $9$ Genieβe das Leben mit der Frau, die du liebst, alle Tage
- deines nichtigen Lebens, das er dir unter der Sonne gegeben hat,
- all deine nichtigen Tage hindurch! Denn das ist dein Anteil am
- Leben und an deinem Mühen, womit du dich abmühst unter der
- Sonne. $10$ Alles, was deine Hand zu tun findet, das tue in
- deiner Kraft! Denn es gibt weder Tun noch Berechnung, noch
- Kenntnis, noch Weisheit im Scheol, in den du gehst. $11$
- Ferner sah ich unter der Sonne, daβ nicht die Schnellen den Lauf
- [gewinnen] und nicht die Helden den Krieg und auch nicht die
- Weisen [das] Brot und auch nicht die Verständigen [den] Reichtum
- und auch nicht die Kenntnisreichen die Beliebtheit, sondern Zeit
- und Geschick trifft sie alle. $12$ Denn auch kennt der Mensch
- seine Zeit nicht. Wie die Fische, die gefangen werden im
- verderblichen Netz, und wie die Vögel, die in der Falle gefangen
- werden, wie sie werden die Menschenkinder verstrickt zur Zeit
- des Unglücks, wenn es plötzlich über sie fällt. Weisheit und
- Torheit $13$ Auch dieses sah ich als Weisheit unter der Sonne,
- und es kam mir groβ vor: $14$ Es war eine kleine Stadt, und
- wenig Männer waren darin. Gegen die kam ein groβer König,
- umzingelte sie und baute groβe Belagerungswerke gegen sie.
- $15$ Aber es fand sich darin ein armer weiser Mann, der die
- Stadt durch seine Weisheit hätte retten können, aber kein Mensch
- dachte an diesen armen Mann. $16$ Da sagte ich [mir]:
- `Weisheit ist besser als Stärke! Aber die Weisheit des Armen
- wird verachtet, und seine Worte werden nicht gehört. - $17$
- Worte der Weisen, in Ruhe gehört, sind mehr wert als das
- Geschrei des Herrschers unter Toren. $18$ Weisheit ist besser
- als Kriegsgerät, aber ein Sünder verdirbt viel Gutes.
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- $1$ Tote Fliegen lassen das Öl des Salbenmischers stinken und
- gären. Ein wenig Torheit hat mehr Gewicht als Weisheit [und]
- Ehre. - $2$ Der Verstand des Weisen ist zu seiner Rechten und
- der Verstand des Toren zu seiner Linken. $3$ Und auch wenn
- der Tor auf dem Weg geht, fehlt ihm der Verstand, und er sagt
- jedem, er sei ein Tor. $4$ Wenn der Zorn des Herrschers gegen
- dich aufsteigt, so verlaβ deinen Platz nicht! Denn Gelassenheit
- verhindert groβe Sünden. - $5$ Es gibt ein Übel, das ich
- unter der Sonne gesehen habe, gleich einem Versehen, das vom
- Machthaber ausgeht: $6$ Die Torheit wird in groβe Würden
- eingesetzt, und Reiche sitzen in Niedrigkeit. $7$ Ich habe
- Knechte auf Pferden gesehen und Oberste, die wie Knechte zu Fuβ
- gingen. $8$ Wer eine Grube gräbt, kann hineinfallen, und wer
- eine Mauer einreiβt, den kann eine Schlange beiβen. $9$ Wer
- Steine bricht, kann sich an ihnen verletzen, wer Holz spaltet,
- kann sich an ihm gefährden. - $10$ Wenn das Eisen stumpf
- geworden ist und niemand die Schneide schleift, so muβ man seine
- Kräfte [mehr] anstrengen. Aber ein Vorteil ist es, die Weisheit
- richtig anzuwenden. - $11$ Wenn die Schlange vor der
- Beschwörung beiβt, so hat der Beschwörer keinen Vorteil. $12$
- Die Worte aus dem Mund eines Weisen [bringen ihm] Beliebtheit,
- aber die Lippen eines Toren verschlingen ihn selbst. $13$ Der
- Anfang der Worte seines Mundes ist Torheit und das Ende seiner
- Rede böser Unsinn. $14$ Und der Tor macht viele Worte. Der
- Mensch erkennt nicht, was sein wird. Und was nach ihm sein wird,
- wer teilt es ihm mit? $15$ Die Arbeit des Toren macht ihn
- müde, [ihn], der nicht zur Stadt zu gehen weiβ. $16$ Wehe
- dir, Land, dessen König ein Junge ist und dessen Oberste [schon]
- am Morgen speisen! $17$ Glücklich du Land, dessen König ein
- Edler ist und dessen Oberste zur [rechten] Zeit speisen, als
- Männer und nicht als Zecher! - $18$ Durch Faulheit der beiden
- [Hände] senkt sich das Gebälk, und durch Lässigkeit der Hände
- tropft das Haus. - $19$ Um zu lachen, bereitet man ein Mahl,
- und Wein erheitert das Leben, und das Geld gewährt das alles. -
- $20$ Auch in deinen Gedanken fluche nicht dem König und in
- deinen Schlafzimmern fluche nicht über den Reichen! Denn die
- Vögel des Himmels könnten die Stimme entführen und was Flügel
- hat, das Wort anzeigen.
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- Nützliches Handeln in der Gegenwart bei ungewisser Zukunft.
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- $1$ Wirf dein Brot hin auf die Wasserfläche! - denn du wirst
- es nach vielen Tagen [wieder] finden! - $2$ Gib Anteil sieben
- [anderen], ja, sogar acht, denn du weiβt nicht, was für Unglück
- sich auf der Erde ereignen wird! - $3$ Wenn die Wolken voll
- werden, gieβen sie Regen aus auf die Erde. Und wenn ein Baum
- nach Süden oder nach Norden fällt: an der Stelle, wo der Baum
- fällt, da muβ er liegenbleiben. $4$ Wer auf den Wind achtet,
- wird nie säen, und wer auf die Wolken sieht, wird nie ernten. -
- $5$ Wie du den Weg des Windes nicht kennst [und nicht] die
- Gebeine im Leib der Schwangeren, so kennst du das Werk Gottes
- nicht, der alles wirkt. - $6$ Am Morgen säe deinen Samen und
- am Abend laβ deine Hand nicht ruhen! Denn du weiβt nicht, was
- gedeihen wird: ob dieses oder jenes oder ob beides zugleich gut
- werden wird. - $7$ Süβ aber ist das Licht, und gut für die
- Augen [ist es], die Sonne zu sehen. $8$ Denn wenn der Mensch
- viele Jahre lebt, soll er in ihnen allen sich freuen und an die
- Tage der Finsternis denken, daβ sie viel sein werden. Alles, was
- kommt, ist Nichtigkeit. Freuden der Jugend, Mühsale des Alters
- $9$ Freue dich, Jüngling, in deiner Jugend, und dein Herz
- mache dich fröhlich in den Tagen deiner Jugendzeit! Und lebe
- nach dem, was dein Herz wünscht und wonach deine Augen
- ausschauen! Doch wisse, daβ um all dieser [Dinge] willen Gott
- dich zur Rechenschaft ziehen wird! $10$ Entferne den Unmut
- aus deinem Herzen und halte Übel von deinem Leib fern! Denn
- Jugend und dunkles Haar sind Nichtigkeit.
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- $1$ Und denke an deinen Schöpfer in den Tagen deiner
- Jugendzeit, bevor die Tage des Übels kommen und die Jahre
- herannahen, von denen du sagen wirst: Ich habe kein Gefallen an
- ihnen! - $2$ bevor sich verfinstern die Sonne und das Licht,
- der Mond und die Sterne, und die Wolken nach dem Regen
- wiederkehren; $3$ an dem Tag, wenn die Wächter des Hauses
- zittern und die starken Männer sich krümmen und die Müllerinnen
- müβig gehen, weil sie wenig geworden, wenn sich verfinstern, die
- durch die Fenster sehen, $4$ und die Türen zur Straβe hin
- geschlossen werden, während das Geräusch der Mühle dünner wird
- und ansteigt zur Vogelstimme, und alle Töchter des Gesangs
- werden gedämpft. $5$ Auch vor der Anhöhe fürchtet man sich,
- und Schrecknisse sind auf dem Weg. Und der Mandelbaum steht in
- Blüte, und die Heuschrecke schleppt sich mühsam dahin, und die
- Kaper platzt auf. Denn der Mensch geht hin zu seinem ewigen
- Haus, und die Klagenden ziehen umher auf der Straβe; - $6$
- bevor die silberne Schnur zerreiβt und die goldene Schale
- zerspringt und der Krug am Quell zerbricht und das Schöpfrad
- zersprungen in den Brunnen [fällt]. $7$ Und der Staub kehrt
- zur Erde zurück, so wie er gewesen, und der Geist kehrt zu Gott
- zurück, der ihn gegeben hat. $8$ Nichtigkeit der
- Nichtigkeiten! spricht der Prediger. Alles ist Nichtigkeit!
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- Die Summe aller Lehre: Gottesfurcht.
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- $9$ Und darüber hinaus, daβ der Prediger weise war, lehrte er
- noch das Volk Erkenntnis und erwog und forschte [und] verfaβte
- viele Sprüche. $10$ Der Prediger suchte, wohlgefällige Worte
- zu finden und Worte der Wahrheit aufrichtig niederzuschreiben.
- $11$ Die Worte der Weisen sind wie Treiberstachel und wie
- eingeschlagene Nägel die gesammelten [Sprüche]. Sie sind gegeben
- von einem Hirten. $12$ Und darüber hinaus, mein Sohn, laβ
- dich von ihnen warnen! Des vielen Büchermachens ist kein Ende,
- und viel Studieren ermüdet den Leib. $13$ Das Endergebnis des
- Ganzen laβt uns hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote! Denn
- das [soll] jeder Mensch [tun]. $14$ Denn Gott wird jedes
- Werk, es sei gut oder böse, in ein Gericht über alles Verborgene
- bringen.
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